Zu den Ursachen für Konflikte in Familienunternehmen gehören häufig Rollenunklarheiten und Rollenkonflikte. Hinzu kommt die Vermengung mit privaten Rollen.
Folgende Zahlen habe ich aus dem Wirtschaftsmagazin »brand eins« entnommen (Heft 11/2011):
- Anteil der Familienunternehmen in allen Unternehmen in Deutschland: 95 %
- Anteil der Familienunternehmen, in denen die Familie an der Führung des Betriebs mitwirkt: 90 %
- Anteil der Familienunternehmen, in denen familiäre Konflikte unternehmerische Entscheidungen behindern: 63 %
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- Persönlichkeitsentwicklung: Warum ticke ich so, wie ich ticke? Und was nun?
- Mitarbeiterführung: Leitende Tätigkeiten braucht jedes Unternehmen – aber nicht zwingend Hierarchien!
- Prozessmanagement: Silodenken überwinden, professionell & produktiv zusammenarbeiten! Geht das?
- Kommunikation: Warum reden wir aneinander vorbei und was können wir dagegen tun?
Die letztgenannte Zahl ist hier von Relevanz. Im Berufsalltag oder im Rahmen der Unternehmensnachfolge, woher kommen die Konflikte in Familienunternehmen? Eine mögliche Antwort erhalten Sie nachfolgend:
Zu den Ursachen für innerbetriebliche Stressoren und Konflikte gehören häufig auch Rollenunklarheiten und Rollenkonflikte. Wenn also die Erwartungen Dritter an die Rolle einer Person nicht klar bzw. nicht kompatibel sind.
Zur Veranschaulichung: Stellen Sie sich einen Vertriebsmitarbeiter vor, der mit diesen beiden inkompatiblen Rollenerwartungen konfrontiert ist: Von dem Geschäftsführer die Aufforderung »machen Sie intern Druck, damit Ihre Kollegen sich mehr Mühe geben« versus die Erwartung der internen Kollegen »versuchen Sie uns bestmöglich beim Kunden zu verkaufen, damit unsere Fehler nicht bloß liegen und wir gut dastehen«.
In dieser bereits bestehenden Komplexität kommt nun die Vermengung der privaten Rollen wie beispielsweise »Vater« oder »Tochter« hinzu. Die Vermischung der beruflichen Rollen und die privaten Rollen verursachen zusätzliche Missverständnisse und Unklarheiten: Streiten gerade (die Rolle) Vater mit (der Rolle) Tochter oder Geschäftsführer 1 mit Geschäftsführer 2?!
Auch für die Mitarbeiter im Unternehmen ist es nicht leicht: Spreche ich gerade als Leiter Einkauf mit meinem Kollegen Leiter Vertrieb oder spreche ich gerade mit der Rolle »Sohn des Inhabers«?!
Noch nicht genug Komplexität?! Speziell für die geschäftsführenden Gesellschafter kommen drei weitere Rollen dazu: 1) Investor 2) Geschäftsmann 3) »Hobbyist« (die Firma ist »mein Baby«). Häufig beobachte ich, dass eine Rolle besonders stark und eine schwach ausgeprägt ist. Sind Sie sich der Konsequenz bewusst?
Meine Empfehlung: Ich kann gut nachvollziehen, dass man sich davor scheut, das Thema Rollenklärung/Rollenerwartung in der eigenen Familie anzugehen. Es mag die Befürchtung da sein, dass man ja schlafende Hunde wecken könnte und am Ende sogar noch mehr Stress am Hals hat.
Riskieren Sie es ruhig, denn sonst setzen Sie sich dem Kopfkino Ihres Gegenübers aus, der sich womöglich viele falsche Vorstellungen davon macht, was Sie von ihm erwarten könnten.
Werden die Themen ausgesprochen, stellt sich schnell heraus, dass auch viele Missverständnisse für unnötigen Stress gesorgt hatten. Wenn Sie feststellen, dass eine Klärung nicht möglich ist, weil die Parteien z. B. zu sehr emotional involviert sind, lohnt es sich, einen Profi hinzuzuziehen.
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