In diesem Beitrag zeige ich auf, warum die typischen Empfehlungen zum Thema Work-Life-Balance zu kurz greifen und was die Alternative ist.
Dieser Beitrag war ursprünglich veröffentlicht auf meiner Website gruender.gbcc.eu
Work-Life-Balance: semantisch ein Fehlgriff
Was die Semantik des Begriffs Work-Life-Balance betrifft, ist der Begriff m. E. ein totaler Fehlgriff, denn er suggeriert, dass die Arbeitszeit nicht zur Lebenszeit dazugehört.
Der weniger verbreitete Begriff „Life-Domains-Balance“ ist durchaus glücklicher gewählt, denn da geht es wenigstens um eine Balance zwischen den unterschiedlichen Lebensdomäne: Familie, Beruf, Freunde, Hobbies,…
Weniger Zeit im Beruf und dafür mehr Zeit für das Privatleben ist die Lösung?
Begrifflichkeiten nun außen vor gelassen, die typische Schlussfolgerung, die man aus einer fehlenden Work-Life-Balance zieht, hat mit Faktor Zeit zu tun. Denn die Annahme ist, dass man die zur Verfügung stehenden Lebenszeit ausgewogener auf alle Lebensbereiche verteilen sollte, anstatt einseitig sich auf den Beruf zu stürzen.
Auch das Thema Homeoffice, das heutzutage in aller Munde ist, hängt ein Stück weit mit dieser Thematik zusammen. Getreu dem Motto: Wenn man schon 15 Stunden arbeitet, dann wenigstens in ein Homeoffice, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser gewährleistet ist.
Solche Handlungsempfehlungen sind nicht per se falsch, sondern einfach nur viel zu kurz gesprungen. Sie unterstellen nämlich, dass die Realität sich in eine simple Ursache-Wirkungs-Kausalität einzwängen lässt.
Denn ob privat oder beruflich, in Wirklichkeit ist die Wirklichkeit eines jeden Lebensbereiches triadisch angelegt und dadurch komplex-kausal. Triadisch bedeutet hier, dass wir zeitgleich mit drei unterschiedlichen Spielregeln konfrontiert sind, die zusammen eine Einheit bilden.
Balance der drei Lebenswirklichkeiten anstatt Work-Life-Balance
Ob privat oder beruflich:
Wir wollen irgendwo ankommen und Resultate sehen.
- Unter Wahlalternativen suchen wir uns ein Ziel aus, das wir erreichen wollen.
- Und wir suchen uns den Weg dorthin aus.
- Wir müssen Entscheidungen treffen, eventuelle Zweifel überwinden, den ersten Schritt wagen.
- Wir suchen uns Partner aus, die wir für die Zielerreichung benötigen.
Oder wir werden ausgewählt und müssen nun entscheiden, ob diese Gemeinschaft uns zu unserem Ziel verhilft. Mit unseren Partnern müssen wir kooperieren und uns über die Aufgabenteilung einigen.
Wir wollen Liebe und Freundschaft erfahren und gute Beziehungen erleben.
Gute Beziehungen kann man nicht “machen”.
Beziehungen gestalten sich im und während des Vollzugs der Beziehung!
Wir erhöhen die Chance für eine gute Beziehung, wenn wir authentisch sind, uns öffnen und auf andere einlassen.
Wenn wir empathisch auf andere zugehen und ihre Bedürfnisse wahrnehmen.
In einer Beziehung stehen wir aber nicht nur mit anderen, sondern auch mit uns selbst!
Der eine geht mit sich selbst um wie ein erbarmungsloser Sklaventreiber und verlangt sich selbst übermenschliches ab. Der andere lässt sich selbst alle Allüren und Launen durchgehen, sieht zu, wie er dadurch immer wieder ins offene Messer läuft und schreitet dennoch nicht ein.
Wir sind auf der Sinnsuche, wollen Erkenntnisse haben und Antworten finden.
Das sind Antworten auf Fragen wie z. B.:
- Was will ich?
- Wie kann ich mit den möglichen Konsequenzen umgehen, wenn ich das tue was ich will?
- Kenne und respektiere ich meine Grenzen?
- Wie kann ich sie anderen gegenüber aufzeigen und bei Bedarf verteidigen?
Wir können uns nicht als Ziel vornehmen, Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen. Wir können lediglich die Chance dafür erhöhen, indem wir uns ausreichend Zeit lassen, Stress vermeiden, öfters an die frische Luft gehen, offen, neugierig und wissbegierig durchs Leben laufen und entspannt die Informationen auf uns einwirken lassen – auch dann wenn wir mit unbequemen Meinungen anderer konfrontiert sind.
Erkenntnisse und Einsichten haben darüber hinaus die Eigenheit, uns gelegentlich auf den falschen Fuß zu erwischen. Sie sind aus heiterem Himmel da und stellen uns womöglich vor eine weitreichende Weichenstellung.
Drei verschiedenartige Wirklichkeiten, die uns das Leben schwer machen
Diese drei verschiedenartigen Lebenswirklichkeiten unter einen Hut zu bekommen, ist wahrlich nicht einfach. Man glaubt es verstanden zu haben und wägt sich in Sicherheit, dass man das Leben meistern kann und plötzlich wird man eiskalt erwischt:
Da haben wir den Manager, der seine beruflichen Karriereziele erreicht hat und überzeugt ist, auch seine privaten Ziele erreicht zu haben, nämlich eine eigene Familie, für die er ein finanziell unabhängiges und sorgenfreies Leben ermöglicht.
- Im Laufe der Jahre hat jedoch eine Entfremdung zu seinen Kindern stattgefunden und seine Frau will ihn verlassen, weil sie sich in der Ehe vernachlässigt fühlt.
Oder die Mutter, die einen glücklichen Mann und glückliche Kinder hat, weil sie sich fürsorglich um sie kümmert. Auch ihre Freunde und Nachbarn können sich wahrlich nicht beschweren. Bis die Erkenntnis sie eiskalt erwischt:
- Ich bin in all den Jahren zu kurz gekommen. Ich brenne dafür, (berufliche) Resultate zu erzielen und was zu bewegen, hänge aber hier fest wie ein Ferrari in der 30er Zone.
Oder der Ingenieur, der gerne bastelt, tüftelt und erfindet und eigentlich genau damit Karriere machen wollte.
- Nun aber befindet er sich in einer Sinnkrise, weil sein Berufsalltag stattdessen aus endlosen stupiden Managementsitzungen, Streitgesprächen und Revierkämpfen besteht.
Work-Life-Balance ist knapp daneben und dennoch vorbei
Führt man sich die obigen drei Wirklichkeiten vor Augen, wird es bewusst, warum die typischen Handlungsempfehlungen zu kurz greifen. Plakativ formuliert:
Wenn wir nur noch 10 Stunden statt 15 Stunden im Büro verbringen und nun in der eingesparten Zeit draußen unseren Hobbies nachgehen oder zuhause vor dem Fernseher sitzen oder im Homeoffice vor unserem Computer hocken, oder …
- … werden wir kein Stück weiter damit kommen, eine gute Beziehung zu unserer Familie aufzubauen!
Bewusste Wahrnehmung der drei Wirklichkeiten ist die halbe Miete
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- „Die 4 Seiten der Kommunikation – Einführung“
Die Lösung besteht ein Stück weit darin, sich den drei Wirklichkeiten gewahr zu werden und sich bewusst zu machen, welche davon in welcher Lebensdomäne momentan zu kurz kommt und somit einem eines Tages um die Ohren fliegen könnte.
Fängt man an, sich intensiver mit dem identifizierten Bedarf zu befassen, vollzieht sich die dazugehörige Verschiebung der Prioritäten wie von selbst und man strebt automatisch eine neue Balance an.
Mein Onlinekurs “Der Beobachter und seine Wirklichkeit” befasst sich intensiver mit diesen drei Lebenswirklichkeiten.
Dort ist auch ein Fragebogen hinterlegt, damit Sie Ihren Status quo ermitteln und Ihren Bedarf identifizieren können.