Beim Thema Zinsmanagement und Währungsmanagement möchte ich Ihnen eine alternative Vorgehensweise in der Zusammenarbeit mit Banken empfehlen.
Wie ist die übliche Vorgehensweise bei einer mittelständischen Firma, wenn es um Zins- und Währungsmanagement geht? In etwa so:
Die Firma prognostiziert den Import-/Exportbetrag, kennt die Höhe und den Prolongationszeitpunkt der (Fremdwährungs-)Verbindlichkeiten, o. ä. und bittet ihre Banken, eine Absicherungsstrategie zu empfehlen und eine Offerte auszulegen. Sie entscheidet sich für eine empfohlene Strategie und nimmt die dazugehörige Offerte an.
gbcc-Akademie mit neuem Inhalt!

- Persönlichkeitsentwicklung: Warum ticke ich so, wie ich ticke? Und was nun?
- Mitarbeiterführung: Leitende Tätigkeiten braucht jedes Unternehmen – aber nicht zwingend Hierarchien!
- Prozessmanagement: Silodenken überwinden, professionell & produktiv zusammenarbeiten! Geht das?
- Kommunikation: Warum reden wir aneinander vorbei und was können wir dagegen tun?
Die Verantwortung für diese Entscheidung tragen die zuständigen Finanzverantwortlichen in der Firma. Wenn »die Wette« gut läuft, gibt es ein Schulterklopfen für sie, und wenn es schlecht läuft, müssen sie möglicherweise Konsequenzen befürchten.
Das erste Problem: Dieses Ungleichgewicht von Chance und Risiko animiert nicht unbedingt dazu, ausgewogene Entscheidungen zu treffen.
Das zweite Problem hierbei ist, dass die Firma Äpfel mit Birnen vergleicht! Jede empfohlene Absicherungsstrategie der Bank basiert nämlich auf deren Annahme darüber, wie sich die entsprechenden Zinsen/Währungen im Planungszeitraum entwickeln werden. Sprich: ein Blick in die Glaskugel!
Es wird Ihnen sicherlich bewusst sein, dass es nicht die Annahme gibt: Sogar ein und dasselbe Bankhaus kann parallel unterschiedliche Annahmen verfolgen: Die volkswirtschaftliche Abteilung hat die eine Meinung, aber die Trader, die Asset Manager, die Bank-Treasurer verfolgen möglicherweise jeweils eine ganz andere Meinung. Es soll sogar sehr vereinzelt (!) vorkommen, dass eine Bank eine Meinung nach außen propagiert und intern mit einer gegenteiligen Strategie dagegen wettet.
Meine Empfehlung: Es ist gut und richtig, dass Sie die Meinungen von externen Experten einholen. Finden Sie aber anschließend zu einer eigenen Meinung hinsichtlich der Entwicklung der Zinsen und Währungen in der Planungsperiode und legen Sie sich intern darauf fest. Sie können entweder nur ein Szenario festlegen oder aber mehrere Szenarien und diese mit Wahrscheinlichkeiten versehen: z. B. 60% Wahrscheinlichkeit, dass Szenario A eintritt, 30% für B und 10% für C.
Mit »zu einer eigenen Meinung finden« meine ich übrigens nicht die Meinung des Finanzmanagers, sondern die der gesamten Geschäftsführung! Das ist nämlich m. E. eine strategisch sehr relevante Festlegung, die von der Produktion bis zum Vertrieb viele Felder betreffen wird.
Legen Sie Ihre Annahme der Bank gegenüber offen und bitten Sie sie, für genau diese festgelegte Annahme eine oder mehrere Strategien zu empfehlen: Anteilig oder ganz absichern, den Normalfall oder Worst Case absichern, …
Je nach Plan-Szenario ist im Übrigen »keine Absicherung« ebenfalls eine berechtigte und überlegenswerte Strategie. Eine, die Ihnen Ihre Bank aus naheliegenden Gründen wohl eher nicht empfehlen wird!
An dieser Stelle erscheint es angebracht, Sie hierfür zu sensibilisieren: Beispielsweise einen Kredit »vorsichtshalber« mit einem Festzinssatz abzuschließen, ist nicht ein »konservatives« Vorgehen, sondern nicht selten ein höchst spekulatives! Die Logik dahinter besagt nämlich, dass Sie zu 100% darauf wetten, dass die Zinsen sehr stark steigen werden! Konservativ ist m. E., wenn eine Absicherungsstrategie sich an die vorher festgelegte interne Meinung orientiert und unter Beachtung von Aufwand und Nutzen größere negative Entwicklungen absichert.
Da Sie nun die Offerten der Banken besser vergleichen können, können Sie die Bank mit einem Auftrag belohnen, die für Ihr Szenario eine kreative Lösung maßgeschneidert bzw. die, die den günstigsten Preis für eine Standardabsicherung anbietet.