Kreativität und Innovation werden gerne synonym verwendet. Das ist nicht nur schade, sondern auch höchst kontraproduktiv, denn das, was sie unterscheidet, ist m. E. sehr relevant für den Berufsalltag.
Der Schwerpunkt bei Kreativität liegt auf Originalität. Es geht also um die Frage, wie neue Ideen entstehen.
Der Schwerpunkt bei Innovation liegt auf Effektivität und Umsetzbarkeit. Es geht somit um die Frage der Verwertung einer Idee.
Das Innovationscontrolling begleitet den Innovationsmanagementprozess, definiert Bewertungskriterien und ihre Messgrößen. Am Ende stehen dann die Handlungsempfehlungen für die Manager.
gbcc-Akademie mit neuem Inhalt!

- Persönlichkeitsentwicklung: Warum ticke ich so, wie ich ticke? Und was nun?
- Mitarbeiterführung: Leitende Tätigkeiten braucht jedes Unternehmen – aber nicht zwingend Hierarchien!
- Prozessmanagement: Silodenken überwinden, professionell & produktiv zusammenarbeiten! Geht das?
- Kommunikation: Warum reden wir aneinander vorbei und was können wir dagegen tun?
Werfen wir einen Blick auf die praktische Seite dieser Begriffsbestimmung für den Berufsalltag:
Kreativität
Kreativität hat zwei natürliche Feinde:
- Äußere Faktoren wie beispielsweise Zeit- oder Erfolgsdruck, Übermüdung und Sauerstoffmangel, Stress oder Angst.
- Unser »innerer Kritiker«, der uns daran hindert, etwas Neues auszuprobieren. Der uns Angst macht, Fehler zu machen und uns vor Augen führt, was alles schieflaufen könnte.
Was Kreativität enorm fördert, ist, spielerisch mit Spaß und Freude Themen anzugehen, entspannt sein, frische Luft, Bewegung, Gedankenaustausch, etc. Das behaupte nicht ich, sondern u. a. die Gehirnforschung!
Wenn Sie also am Freitagnachmittag Ihre Hausagentur anrufen und darauf bestehen, dass eine kreative Lösung bis Montag 10:00 Uhr vorliegen muss, dann stellen Sie sich vielleicht das nächste Mal die folgende Frage:
Wenn ich meine Macht ausübe und einen Kreativen dazu nötige, das geplante Wochenende mit der Familie fallen zu lassen und unter Druck für mich zu arbeiten, tue ich wirklich mir selbst einen Gefallen damit?
Mal kann das ja passieren, aber wenn man Kreativen Glauben schenken kann, dann ist dieses Kundenverhalten eher die Regel als die Ausnahme. Apropos: Gerne empfehle ich das YouTube-Video »Café Communications - Deadlines«.
Es gelten im Übrigen die gleichen positiven und negativen Aspekte, sollte es Ihnen darum gehen, dass Ihre Mitarbeiter sich künftig auf einen neuen Gedanken einlassen: Z. B. dass sie die Umstrukturierung annehmen und ihre gewohnten Routinen aufgeben.
Hier brauchen Sie als Vorgesetzter in der Tat kreative Ideen, um sicherzustellen, dass Ihre Mitarbeiter den inneren Kritiker überwinden können.
Brauchen Sie eine Inspiration hierfür? Ich persönlich finde das YouTube-Video »Die Klavier Treppe« sehr inspirierend.
Innovationsmanagement
Es gibt natürlich Branchen/Konzerne, in denen Innovationsprozesse eine sehr große Rolle spielen. Die Automobil- oder Pharmabranche sei beispielhaft genannt.
Mir geht es in diesem Artikel jedoch primär um den Mittelstand. Mein Eindruck ist, dass dort Innovationsmanagement tendenziell vernachlässigt wird. Sicherlich zum einen, weil man nicht über das Budget eines Großen verfügt. Es sind aber auch hausgemachte Gründe, die vermeidbar wären:
Meiner Beobachtung nach gibt es eine beachtliche Anzahl von Unternehmen, in denen der Inhaber auch der (einzige) kreative Ideenlieferant ist. Das »Problem« ist jedoch, dass der Inhaber über die nötige Durchsetzungsmacht verfügt, seine Ideen auch faktisch umzusetzen.
Das ist einerseits die große Stärke der inhabergeführten Firmen. Von dieser Durchsetzungsmacht träumt manch ein Konzernmanager.
Andererseits geht damit leider auch eine Schwäche einher: Eine gute oder gar geniale Idee ist aber nicht zwangsläufig eine umsetzbare Idee! U. a. genau dafür sorgt ja das Innovationsmanagement: Die Idee oder Ideen auf Durchführbarkeit und Priorität zu durchleuchten. Denn sonst bezahlt man womöglich ein sehr hohes Lehrgeld.
Die Hürde dabei ist – wie so oft – eine menschliche: Auch wenn ich das letzte Wort haben werde, kann ich als Inhaber es tolerieren und zulassen, dass ein Mitarbeiter mir widerspricht und mich davon abhält, meine Idee weiter zu verfolgen?
Auch mit externen Kreativen kann man in die gleiche Falle tappen. Immer dann, wenn ich
- eine Kaffeetasse in der Hand halte, von deren Griff ich ständig abrutsche,
- eine Imagewerbung sehe, die nichts mit der Realität der Firma zu tun hat, die ich als Kunde bereits kenne,
- in einem Auto sitze, indem ich mich zum Beifahrersitz bücken muss, um etwas abzustellen,
- mich in einem kalten Star-Architekten-Gebäude befinde, indem die Ausgangstür für mich das Attraktivste darstellt, …
dann habe ich wieder den Verdacht, dass Kreative ungefiltert ihre Ideen realisieren durften.
Meine Empfehlungen:
Trennen Sie – personell und organisatorisch – die kreative Idee von deren Umsetzung. Koppeln Sie z. B. die Qualität der Arbeit eines externen Kreativen nicht an die Frage der internen Umsetzung bei Ihnen. Belohnen und bezahlen Sie die Kreativität als solche: Er/sie soll Sie z. B. auf neue Ideen bringen, an die Sie bislang nicht gedacht hatten.
Bedenken Sie, dass der »typische« Controlling-Gedanke sich destruktiv auf kreative Prozesse auswirken kann. Definieren Sie stattdessen gemeinsam die Spielregeln für die Beurteilung einer »guten« kreativen Arbeit!
Kreieren Sie eine Atmosphäre, in der Mitarbeiter gerne Verbesserungsvorschläge und andere Ideen einreichen, und belohnen Sie sie dafür.
Sind Sie als Vorgesetzter selbst der Ideenlieferant, dann liegt es natürlich an Ihnen, die Spielregeln zu bestimmen, die dafür Sorge tragen, dass »man« Ihre Ideen kritisch beurteilen darf, ohne dass Sie es persönlich nehmen, sodass man Gefahr läuft, Ihren Missmut zu provozieren oder gar den Arbeitsplatz zu verlieren.